„Es ist genug für alle da!“
So lautet das Motto der Vesperkirche Stuttgart in der Leonhards-Kirche. Sieben Woche zwischen Januar und März, täglich von 9 Uhr bis 16.15 Uhr ist sie geöffnet. Dort können alle Hilfsbedürftigen bei Kaffee und Kuchen, sowie einem warmen Mittagessen, eine gute Zeit verbringen. Auch wir Schüler vom EBELU durften an diesem Projekt teilhaben. An zwei unterschiedlichen Terminen konnten sich die Schüler und Schülerinnen der 10. Klasse und der Kursstufe 1 anmelden und einen Tag in der Vesperkirche mitanpacken.
Denn dort ist jede Hilfe willkommen…
Brote müssen geschmiert werden, gleichzeitig wird das Essen serviert, Getränke werden ausgeschenkt und auch das Geschirr muss abgetragen werden. Neben erfahrenen Helfern, die sich schon seit vielen Jahren bei der Vesperkirche engagieren, kommen jedes Jahr neue Helfer dazu. Ähnlich ist es auch bei den Besuchern. Viele der Gäste kommen schon lange zur Vesperkirche, weil für sie nicht nur eine leckere Mahlzeit bereit steht, sondern auch, weil sie dort eine gute Zeit haben können, da die Vesperkirche auch einen Ort der Begegnungen darstellt. Obwohl das Projekt für viele schon lange Tradition ist, gestaltet es sich doch immer wieder neu. Seit diesem Jahr wird das Mittagessen von den Helfern serviert, sodass die Gäste sich wie in einem Restaurant verwöhnen lassen können. Außerdem gibt es nachmittags kulturelle Angebote, in Form von Gottesdiensten und Konzerten von Chören und Orchester der näheren Umgebung.
Was uns an diesem Projekt am meisten berührt hat, waren die Begegnungen mit den einzelnen Gästen. Die Freude und Dankbarkeit jedes Einzelnen waren deutlich spürbar. Außerdem hat es uns gezeigt, wie wichtig eine solches Projekt ist, das hilfsbedürftige Menschen in kalten Wintermonaten mit warmem Essen versorgt.
Auch im Bezug der aktuellen Situation, der Corona-Krise, die uns alle betrifft, wurde uns bewusst, wie notwendig es ist, dass man jedem Menschen mit Solidarität und Barmherzigkeit begegnet.
Die Vesperkirche ist ein Projekt, bei dem man viele Erfahrungen sammelt, vor allem aber erkennt, dass Engagement ein wichtiger Bestandteil in unserer Gesellschaft ist.
Sofia Karl und Sophia Walther, KSI
Mithelfen in der Vesperkirche
Im Februar und März 2020 hatten wir zum zweiten Mal die Möglichkeit, im Helferteam der Vesperkirche mitzuwirken. Initiiert wurde das von unseren Religionslehrerinnen, die ebenso wie die jeweils etwa 10 Schüler:innen selbst mit dabei waren. Die Vesperkirche, eine Essensausgabe für bedürftige Menschen, findet jeden Winter in der Leonhardskirche am Rathaus statt und wird durch das Engagement eines großen ehrenamtlichen Teams ermöglicht.
Dort, wo man sonst Kirchenbänke vermutet, stehen während dieser Zeit Bänke und Tische, die sich im Laufe des Vormittags mit Menschen füllen. Diese Menschen sind genauso unterschiedlich wie ihre Geschichten. Es kommen mehrheitlich ältere Menschen, aber auch jüngere, viele mit Hunden. Manchen sieht man direkt an, dass sie im Leben schon viel zu kämpfen hatten, andere würden auch in einem schickeren Café nicht direkt auffallen. Die meisten sind sehr freundlich, viele ausdrücklich dankbar, wenn auch natürlich nicht alle. Vielen der Menschen merkt man aber an, dass sie gerne herkommen und die Vesperkirche ihnen mehr bedeutet als ein Ort, an dem sie eine warme Mahlzeit bekommen. Die Helfer:innen sind zum Teil schon seit Jahren dabei, man kennt sich untereinander, es wird gescherzt, gelacht und geplaudert. Generell hat uns die Stimmung sehr gut gefallen, die Mitarbeiter:innen sind voll bei der Sache und unterstützen sich auch gegenseitig und von ihnen wie auch von den Bedürftigen bekommt man oft ein warmes Lächeln zurück.
Die Aufgaben, die in der Vesperkirche erledigt werden müssen, sind vielfältig. Zu Beginn des Tages um halb elf trifft sich das gesamte Helferteam, um die Arbeit einzuteilen, den Ablauf des Tages zu besprechen und sich mit einem Segensspruch auf das Kommende einzustimmen. Nachdem dann alle ihre Schürze übergezogen haben, geht es direkt los zum jeweiligen Bereich, um die ersten Ankömmlinge zu versorgen. Seit diesem Jahr ist das Konzept ein wenig anders; früher holten sich die Gäste selbst ihr Mittagessen, jetzt werden Bestellungen aufgenommen und das Essen wird an den Tisch gebracht. Das sorgt für einen geordneten Ablauf und verstärkt das Gefühl der Gastfreundschaft, denn jeder einzelne wird behandelt wie ein Gast. Zusätzlich hilft es bei der Koordination, denn während die einen das Essen ausgeben, bringen andere die Mahlzeiten zu den Gästen und das dritte Team räumt das leere Geschirr ab. Damit ist gewährleistet, dass auch bei vollem Betrieb niemand zu lange warten muss und alles möglichst reibungslos abläuft. Außer diesen Bereichen gibt es auch noch eine Schicht, die Vesperbrote schmiert, die sich die Gäste später mitnehmen dürfen, und eine Getränkeausgabe mit Sprudel, Kaffee und diversen Teesorten. In der Vesperkirche ist alles kostenlos, aber wer will, darf gerne Geld geben. Obwohl das Zusammenkommen fast familiär wirkt, gibt es natürlich einige Regeln, wie das Verbot von Waffen, Drogen und Gewalt. Trotzdem ist die Atmosphäre gut und locker, nur wer sich daneben benimmt, wird darauf hingewiesen und im Zweifelsfall der Kirche verwiesen. Die Menschen könnten vielfältiger kaum sein, aber hier verstehen sich alle, sind nett zu einander und freuen sich, da sein zu dürfen.
Es tut gut, mal etwas zurückgeben zu können, anderen zu helfen, denen es im Leben nicht so gut ergangen ist wie uns bisher. Es ist wichtig, sich hier und da seiner Privilegien bewusst zu werden und sich klar zu machen, wie gut wir es eigentlich haben und wie glücklich wir uns schätzen können. Die Mitarbeit in der Vesperkirche hat uns das auf jeden Fall deutlich vor Augen geführt und Dankbarkeit verspüren lassen für all die Sicherheiten, all den Wohlstand in unserem Leben. Wir müssen uns nicht überlegen, woher unsere nächste Mahlzeit kommt, haben immer einen warmen Schlafplatz und Menschen um uns, die wir lieben. Wir sind so reich an Privilegien und unserer Meinung nach ist soziales Engagement wie zum Beispiel in der Vesperkirche eine tolle Gelegenheit, von diesem Reichtum Gebrauch zu machen und anderen etwas von unserer Zeit zu schenken.
Lisa und Hannah, KS1