Medienpädagogik und Jugendschutz

Digitale Medien werden weitläufig auch als „Neue Medien“ bezeichnet. Wenn man sich vor Augen führt, dass im Jahr 2020 bereits 91 % aller 12- bis 13-Jährigen über ein eigenes Smartphone verfügen, erscheint die Verwendung des Adjektivs „neu“ bereits seit geraumer Zeit nicht mehr angebracht. Internetangebote, hierbei insb. Kommunikationsplattformen wie WhatsApp, Videoportale wie YouTube, Streamingdienste wie Netflix, und digitale Spiele wie Among Us, sind in den meisten Fällen fester Bestandteil des Alltages der Heranwachsenden.

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Aus der schier endlosen Palette spannender Beschäftigungsmöglichkeiten im Internet resultieren zwangsläufig leider auch Risiken, für die insbesondere Kinder und Jugendliche aufgrund ihres oftmals noch nicht hinreichend ausgeprägten Reflexionsvermögens sowie mangelnder Lebenserfahrung besonders empfänglich sind. Die Medienpädagogik am Ebelu verfolgt das übergeordnete Ziel, unsere Schülerinnen und Schüler für diese Gefahren zu sensibilisieren, ohne jedoch die Attraktivität der digitalen Medien zu verleugnen. Dieser Prämisse folgend durchlaufen unsere Schülerinnen und Schüler – beginnend in der 5. Klassenstufe – ein Curriculum, das sie motiviert und befähigt, diesen Risiken verantwortungsbewusst zu begegnen.

Neben den medienpädagogischen Bausteinen der Prävention sehen wir uns am Ebelu auch in der Pflicht, bei individuellen Problemen und Konfliktsituationen im Zusammenhang mit der Mediennutzung kompetente Unterstützung zu leisten. Hierbei greifen wir unter anderem auch auf ein ausgeprägtes Kompetenznetzwerk außerschulischer PartnerInnen zurück.

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Die Konzeption der Medienpädagogik am Ebelu

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An der Konzeption unserer Präventions- und Interventionsmaßnahmen im Kontext der Medienpädagogik sind mehrere Instanzen mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung am Ebelu beteiligt, um der Bedeutung und Komplexität dieser Thematik Rechnung zu tragen. Die verschiedenen AnsprechpartnerInnen stehen in regelmäßigem Austausch miteinander, sodass auf die oftmals sehr individuellen Belange unserer SchülerInnen sowie deren Eltern konstruktiv eingegangen werden kann.

Die Medienpädagogik am Ebelu befindet sich in einem stetigen Wandel zur Optimierung unserer Angebote. Wir evaluieren das Medienverhalten unserer SchülerInnen zum einen selbst, orientieren uns zum anderen aber auch an wissenschaftlich-repräsentativen Studien, um auf neueste Entwicklungen und Trends zeitnah und professionell eingehen zu können.

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Hilfreiche Informationsquellen für Eltern und Schüler*innen

Die Medienerziehung sollte selbstredend nicht erst und nicht ausschließlich in der Schule, sondern bereits zuhause stattfinden. Wir möchten den Eltern unserer SchülerInnen deshalb einige Informationsquellen und Instrumente zur Verfügung stellen, die sie darin unterstützen, mit dem Medienverhalten ihres Kindes Schritt zu halten.

Seit 1998 führt der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (MPFS) jährlich eine Untersuchung zum Medienverhalten Heranwachsender im Alter von 12-19 Jahren durch – die sogenannte JIM-Studie (Jugend, Information, Medien). Die Ergebnisse ermöglichen es Eltern, das individuelle Medienverhalten ihres Kindes im Vergleich mit seiner Altersgruppe einzuordnen. Neben der JIM-Studie erscheinen regelmäßig zwei weitere Untersuchungen mit abgewandelter Fokussierung: die KIM-Studie (Kindheit, Internet, Medien) zum Stellenwert der Medien im Alltag von Kindern zwischen 6 und 13 Jahren, und die FIM-Studie (Familie, Interaktion, Medien) zur Mediennutzung im innerfamiliären Kontext.

In Hinblick auf konkrete Handlungsoptionen zur Medienerziehung zuhause erhalten Eltern und Heranwachsende auf den Seiten der EU-Initiative Klicksafe vielseitige Informationen und Instrumente zur Medienpädagogik. Ebenfalls zu empfehlen ist die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung etablierte Website Ins Netz gehen, deren Inhalte sich insbesondere an Teenager richten. Jüngere SchülerInnen und deren Eltern erfahren unter anderem auf den Seiten des Internet-ABCs der Landesanstalt für Medien NRW einen spielerischen Zugang zur Reflexion über Medien. Häufig stellen auch die Rechte und Pflichten von Heranwachsenden im Internet sowie die strafrechtliche Einordnung bei Vergehen online eine interessante Perspektive für Kinder und Jugendliche dar. Zum Thema Jugendschutz empfehlen wir zur Recherche die speziell an Heranwachsende adressierte Website der Polizei.

Besonderes Augenmerk legen wir am Ebelu auf die Prävention und Intervention im Kontext des Cybermobbings. Leider ist es in vielen Fällen so, dass es für SchülerInnen in der Opferrolle eine besondere Überwindung darstellt, sich an die innerschulischen Instanzen, z. B. die Klassenlehrkraft, zu wenden. Dies liegt zumeist in der Angst begründet, von MitschülerInnen als „Petze“ wahrgenommen zu werden. Die Befürchtung, dass sich der Konflikt somit weiter verstärken könnte, wirkt häufig lähmend. Spontane Beratung im konkreten Fall können SchülerInnen unter anderem über die Website Juuuport der Niedersächsischen Landesmedienanstalt erhalten. Die SchülerInnen treten hier mit gleichaltrigen, ausgebildeten Scouts in direkten Kontakt. Auch die von Klicksafe entwickelte Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App kann als Anlaufstelle zur Einleitung erster Schritte in der Bewältigung eines Cybermobbing-Falls dienen.

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Hilfreiche Instrumente für die Medienerziehung zuhause

Im Folgenden möchten wir Eltern sinnvolle Instrumente zur Verfügung stellen, mithilfe derer sie den vielschichtigen Risiken der Mediennutzung durch Kinder und Jugendliche entgegenwirken können. Diese sollten jedoch nur als Ergänzung bzw. Hilfestellung zur Aufklärung verstanden werden – die angeregte Kommunikation über Risikoquellen sollte immer im Vordergrund stehen.  

Sollte das Kind noch nicht über ein Smartphone verfügen, bietet es sich an, zuvor mithilfe einer Checkliste sicherzustellen, dass es bereits über die nötige Medienkompetenz im Umgang mit dem digitalen Endgerät verfügt. Zudem sollte das Smartphone kindgerecht eingerichtet, d. h. bspw. In-App-Käufe deaktiviert werden.

Über die Anschaffung und Nutzung eines Smartphones hinausgehend können Eltern gemeinsam mit ihrem Kind einen sogenannten Mediennutzungsvertrag abschließen, der es auf spielerische Art ermöglicht, verschiedene Regeln individuell anzupassen. Dieses pädagogische Instrument hat sich insbesondere deshalb als nützlich erwiesen, da das geschriebene Wort auch für Kinder und Jugendliche eine hohe Verbindlichkeit ausstrahlt.

Neben den vordergründig inhaltlichen Risiken ist es vor allem die Nutzungsdauer, die Eltern große Sorgen bereitet. Hier sollten klare Rahmenbedingungen vereinbart werden, bspw. Zeitvorgaben und Orte der Nutzung im familiären Kontext. Ein Instrument, das hierbei eine gewisse Flexibilität erlaubt und zudem zum eigenverantwortlichen Umgang mit Medien motiviert, ist der Mediengutschein. Zur stärkeren Kontrolle durch die Eltern – wenn das Kind bspw. tagsüber unbeaufsichtigt ist – können auch Apps eingesetzt werden, die die Bildschirmzeit des Kindes sowie die Nutzungsmöglichkeiten einzelner Apps einschränken.


Ansprechpartner: Hr. Bernhart