Studienfahrt Berlin 2019
| von Dana Wenzel
Die Studienfahrten, die man zusammen mit seiner Klasse macht, sind jedes Mal Highlights, die noch lange in Erinnerung bleiben. In unserem Fall ging es dieses Jahr in die Hauptstadt nach Berlin.
Am Montag, den 30.09 war es also so weit. Die Stufe traf sich um 6 Uhr in der Früh mit Frau Conrad, Frau Massa-Hawa, Frau Ziegler und Herrn Dickmann am Hbf. Dann folgte eine lange, lange Zugfahrt, die natürlich zum Lesen, Musikhören, Vespern, Spielen, Schlafen und Quatschen genutzt wurde. Da wir einen ganz guten Tag erwischt zu haben schienen, kamen wir gegen 13:15 Uhr alle heil und oh Wunder fast ohne Verspätung in Berlin an. Vom Bahnhof aus ging es mit dem Bus weiter, bis wir im Hostel, dem „3 little pigs“ ankamen. Dort wurde, weil wir erst ab 14 Uhr in die Zimmer konnten, zuerst einmal nur das Gepäck abgeworfen, so dass wir uns im Viertel nach etwas zu Essen umsehen konnten. Um 14:00 Uhr ging es dann mehr oder weniger schnell an die Zimmereinteilung. Nachdem das erledigt und das Gepäck auf den Zimmern war, ging es los Berlin erkunden. Erster Punkt auf der Touriliste? Natürlich das Brandenburger Tor. Nachdem alle Fotos im Kasten waren, zogen wir weiter zum Holocaust Mahnmal. Nach einer kurzen Besprechung der geschichtlichen und künstlerischen Hintergründe konnten wir die Wirkung, das Gefühl, das es auslöst, am eigenen Körper erfahren. Die scheinbar endlosen sich immer weiter verzweigenden Gänge, die alle gleich und doch verschieden sind, und in denen das Sonnenlicht nicht ganz den Boden erreicht, erzeugen eine gewisse Beklemmnis und lassen einen demütig werden und erinnern uns daran, wie gut es uns doch heute geht. Nach diesem Erlebnis ging es weiter zum Berliner Dom. Das Kirchenschiff selbst ließ uns wohl alle sprachlos bleiben, denn es vermittelte eine ganz eigene, besondere Atmosphäre. Oben auf dem Kuppelrundgang des Doms erwartete uns ein spektakulärer Blick über Berlin. Dabei konnten wir uns einen guten Überblick verschaffen und viele Sehenswürdigkeiten entdecken. Weil es jetzt schon spät war, machten wir uns auf den Weg in ein Indisches Restaurant, in dem es wirklich sehr leckeres Essen gab. Nach dem Essen hieß es Freizeit bis halb elf und dann ab aufs Zimmer. Besonders eindrucksvoll ist das Holocaustmahnmal übrigens, wenn es schon dunkel und alles schwarz und still ist, dann ist das schon bei Tag eindrückliche Gefühl noch um ein Vielfaches intensiver zu spüren.
Der Dienstag begann mit einem freudigen Anlass und Kuchen, denn eine Mitschülerin hatte Geburtstag. Nach Frühstück mit Kuchen für alle, die wollten, brachen wir zur Gedenkstätte des deutschen Widerstands auf. Dort in der Ausstellung wurden die Schicksale und Geschichten von vielen unabhängigen und zum großen Teil unbekannten Einzelpersonen aber auch von Gruppen wie der Weißen Rose und der Swing Jugend und Widerstandsgrößen wie Staufenberg gezeigt. Im Anschluss daran schauten wir uns mit Herrn Dickmann das Denkmal der Bücherverbrennung an und trafen uns dann erst am späten Nachmittag am Standort „Topografie des Terrors“, einem Museum, das auf dem Gelände der Ehemaligen Stasi-Zentrale errichtet wurde. Dort bekamen wir eine Führung und erfuhren noch einiges mehr über die grausame Vorgehensweise der Nationalsozialisten. Die restliche Zeit bis Torschluss stand uns wieder frei zur Verfügung. Ein Teil der Gruppe nutzte diese um sich am Abend beim Italiener zu einem sehr schönen Geburtstagsessen zu treffen, bei dem viel gelacht und erzählt wurde.
Mittwoch, Bergfest: Das heutige Tagesprogramm stand ganz im Zeichen der aktuellen Tagespolitik. Den Anfang machte der Bundestag mit einem Informationsvortrag über das alltägliche Geschäft der Abgeordneten, wenn Sitzungswoche ist, und den Ablauf einer Parlamentssitzung. Danach war eigentlich ein Treffen mit Ute Vogt anberaumt, da diese jedoch verhindert war übernahm das eine ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen, was allerdings auch dazu führte, dass sich das ganze eher zu einer Werbeveranstaltung für Ute Vogt mauserte. Im Anschluss wurde die berühmte Kuppel des Reichstagsgebäudes besichtigt und im Abgeordnetenhaus zu Mittag gegessen. Etwas später in der Landesvertretung, hörten wir dann einen Vortrag über die Rolle der Länder in der Politik und die Funktion des Bundesrates. Dazu gab es Brezeln und Saftschorle, die unsere schwäbischen Qualitätsstandards leider nicht so ganz erreichten. Da die Landesvertretung der letzte Punkt auf der Tagesordnung gewesen war, waren wir danach frei wie die Vögel zu tun was immer wir wollten. So machten sich alle auf den Weg, das zu erkunden, was ihnen am interessantesten vorkam. Am heutigen Abend stand jedoch ein ganz besonderes Ereignis an, da wir am Dienstag auch an der Staatsoper vorbeigekommen waren, wünschte ich mir mit allen, die wollten, in die Oper gehen zu können. Diese Idee stieß bei Lehrer- und Schülerschaft auf offene Ohren, so dass wir uns abends, als Gruppe Mädels, zu sechst nach Charlottenburg in die Deutsche Oper aufmachten. Unter uns sowohl routinierte Operngänger als auch ein Opernneuling, die ihre erste Oper überhaupt erlebte. Wir sahen eine wirklich tolle Inszenierung von Verdis Nabucco, die sowohl musikalisch als auch szenisch absolut überzeugend war. Dieser Abend wird uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben.
Sportlich begonnen wurde der Donnerstag mit der Fahrradtour „Berlin on Bike“, die, von einheimischen Berlinern geleitet, einen tollen persönlichen Einblick in das Leben auf dem Prenzlauer Berg zu DDR Zeiten gab. Denn diese wussten natürlich genauestens Bescheid und konnten uns durch wahre Geschichten, die sie oder Bekannte selbst erlebt hatten, eine ganz besondere Atmosphäre schaffen. So wurde von Fluchtversuchen, die teilweise nur haar- scharf an einer Tragödie vorbeischrammten, Punkkonzerten in Kirchen, Besuchern aus dem Westen und der besonderen Beziehung der Menschen die in einem Kiez (ca.2-4 Straßen) lebten, berichtet. Passend dazu fuhren wir den ehemaligen Verlauf der Berliner-Mauer ab und schauten uns den letzten noch nicht sanierten Hinterhof aus DDR-Zeiten an. Doch das sollte es für heute noch nicht gewesen sein. Nach dem Mittagessen trafen wir uns wieder und fuhren zusammen in das ehemalige Stasigefängnis Hohenschönhausen. Über das Gelände führten ein ehemaliger Insasse bzw. ein Mann, der in den Mittelpunkt einer Stasioperation geraten war. Diese Führungen waren ein sehr eindrückliches Erlebnis, das es einem bei mancher Geschichte kalt den Rücken herunterlaufen ließ, so echt, grausam und vor allem präsent wirkten doch die geschilderten Ereignisse. Am Ende des Tages unterhielten wir uns noch lange über das gerade Gehörte und auch aktuelle Politik war ein großes Thema.
Mit dem Freitag war der Tag des Abschieds gekommen, heute würden wir zurück nach Hause fahren. Ein letzter Programmpunkt stand vor der Abreise noch an, eine Bunkertour. Wie schon die Fahrradtour wurde auch diese von einem Zeitzeugen geleitet, der viele Geschichten zu erzählen hatte und uns auch einige Dinge ausprobieren ließ. So konnten wir z.B. über eine große Kurbel selbst die Notbelüftung und Stromversorgung eines Luftschutzunkers aus dem ersten Weltkrieg in Gang setzen. Besonders beeindruckend war auch der Moment, als wir vom Bahnhof einer U-Bahnstation durch eine beinahe unsichtbare Tür traten und plötzlich in einem Atomschutzbunker standen, in dem im Notfall mehrere Tausend Menschen hätten untergebracht und versorgt werden können. Auch die U-Bahnstation selbst gehörte zur Anlage und konnte komplett abgeriegelt werden. Nachdem wir das Tageslicht wieder erreicht hatten, hieß es sich etwas zu Essen zu besorgen und dann ab zum Hostel, wo wir das Gepäck holten und uns auf zum Bahnhof machten. Auch die Rückfahrt verlief bis auf einen spontanen Gleiswechsel und 1h Verspätung reibungslos, so dass wir am Abend gut in Stuttgart ankamen. Allerdings war die Fahrt an sich viel ruhiger, weil wir alle erst mal diesen Überschuss an neuen Eindrücken, die wir jeden Tag bekommen hatten, anfangen mussten zu verarbeiten, so dass viele letztlich sogar im Zugabteil die ganze Rückfahrt verschliefen.
An dieser Stelle wird es Zeit sich bei unseren Lehrern zu bedanken, die uns dieses tolle Erlebnis ermöglichten, viel mitmachen mussten und trotzdem immer guter Laune waren,
Vielen Dank :)