Liao Yiwu im Gespräch mit SchülerInnen des Ebelu
| von Carla Christiansen, Malte Münd, Julide Yazici, Birgit Ernst, Regine Winkle
Chinesischer Autor und Widerstandskämpfer beantwortet Fragen der Schülerschaft
Ein inspirierendes Gespräch mit Liaow Yiwu fand am heutigen Freitag, den 19.1. für die Schülerinnen und Schüler der Kursstufe in der Aula statt. Dabei stellten unsere SchülersprecherInnen souverän die zuvor aus der Schülerschaft gesammelten Fragen. Charmant moderierte Anna Schetelich (KS2) durch die Veranstaltung.
Einige SchülerInnen- sowie KollegInnen-Stimmen zur Veranstaltung:
Carla (Kursstufe 2):
"Der Austausch, welcher am Freitagvormittag zwischen den Schülern der Oberstufe und dem chinesischen Dissidenten, Schriftsteller und Musiker Liao Yiwu stattgefunden hat, war sehr vielseitig und inspirierend. Bereits sehr packend war das Spielen einer traditionellen Klangschale, mit dem er direkt die erste Frage beantwortete und somit die Musik als gemeinsame Sprache wirken ließ. Die darauffolgenden Fragen, die von den Schülersprechern gestellt wurden, gingen von der chinesischen Kultur über Innenpolitik bis zu Liao Yiwus persönlichen Erlebnissen. So war für Jeden etwas dabei, was er oder sie für sein persönliches Leben/ seinen Alltag mitnehmen konnte und die reflektierten Antworten, die er gab, regten auf jeden Fall zum Nachdenken an. Es ist gut, dass sich, wie er schmunzelnd erzählte, sein Zielpublikum über die Jahre erweitert hat und dadurch auch jüngere Menschen, wie wir Schüler und Schülerinnen des Ebelus, die Möglichkeit haben unsere Perspektive auf die Welt zu erweitern und die Geschehen in anderen Ländern besser nachvollziehen und -empfinden zu können."
Malte (Kursstufe 1):
"Ich fand an dem Gespräch mit Liao Yiwu besonders spannend, was er über Leute in China, die KP China und Traditionen gesagt hat, weil mir das geholfen hat, dieses Land besser zu verstehen. Außerdem hat es mich sehr fasziniert, als er gesungen hat."
Julide (Kursstufe 1):
Liao Yiwu ist eine faszinierende und vor allem inspirierende Persönlichkeit. Sein Vortrag an unserem Gymnasium hat mir als Schülerin das Gefühl vermittelt, durch die Möglichkeit des Schreibens nie völlig machtlos zu sein. Er symbolisiert die Kraft, welche in der Sprache und Literatur liegt.
Frau Ernst:
"Eindrucksvoll fand ich, wie Liao Yiwu die erste Frage nach der Beziehung von Musik und Literatur mit dem Vortrag eines Gedichts beantwortete, den er mit einer tibetischen Klangschale begleitete. Anschließend hat sich Liao Yiwu sehr ausführlich zu den Fragen der Schülerinnen und Schüler nach Kunst, Politik und seiner Person geäußert und trotzdem hätte ich immer wieder gern noch ein bisschen genauer nachgefragt. Wichtig erscheint mir sein Aufruf, sich gegen alle diktatorischen und demokratiefeindlichen Bestrebungen zur Wehr zu setzen. Auf jeden Fall war es ein Vormittag, der nachdenklich macht."
Frau Winkle:
"Sehr eindrücklich fand ich, dass Liao Yiwu mit dem Kugelschreiber und Worten gegen Unrecht und Unterdrückung aufbegehrt und ankämpft. Darüberhinaus gab es viele Aspekte, die zum Nachdenken anregten: Dass das Schreiben auch als Mittel zur eigenen Rettung genutzt wird, damit die Wut über das Unrecht und die Menschenrechtsverletzungen Yiwu nicht selbst zerstört und die eigene Menschenwürde/ Menschlichkeit bewahrt wird. Zu denken gibt auch, dass die Politik aktuell vielfach geprägt ist durch Kosten-Nutzen-Abwägung und weniger ideengeleitet bzw. den Ideen der Menschenrechte/ Humanität verpflichtet (Politiker eher Kaufleute). Zuversichtlich stimmt letztlich die Hoffnung auf Veränderung, auch durch wachsende Zuhörer/Leserschaft (vgl. auch unsere Schulveranstaltung) bei weiterhin tiefer Sorge über die Veränderungen durch Xi in China. Unvorstellbar jedoch die Zerrissenheit der eigenen Familie, die Liao Yiwu schilderte. Dass er kaum oder gar keinen Kontakt zu chinesischen Verwandten hat, teils zum Schutz der Angehörigen, teils zum Schutz der Familie und dann letztlich der Neuanfang und die Sicherheit in Deutschland (auch Selbstständigkeit seiner Tochter)."